Über ein Drittel möchte bidirektional laden

Link-Studie

Über ein Drittel möchte bidirektional laden

10. Oktober 2023 agvs-upsa.ch – Bidirektionales Laden erlaubt die Versorgung eines Haushalts aus der Batterie eines Elektroautos. Daten des Markt- und Sozialforschungsinstituts Link zeigen: Die Technik ist in der Schweiz noch wenig bekannt, aber unter Eingeweihten beliebt. Sicherheitsbedenken gibt es kaum. Sascha Rhyner


Bild: Shutterstock

Wer sich eine Photovoltaikanlage aufs Dach montiert, kauft oft auch einen grossen Akku dazu. Nur so lässt sich der selbstproduzierte Strom optimal nutzen. Doch Stromspeicher sind teuer, schnell wird der Preis fünfstellig. Gleichzeitig haben immer mehr Haushalte ein Elektroauto mit einem grossen Akku. Solange das zuhause steht, kann es als Stromspeicher für den eigenen Solarstrom dienen und das Haus dann mit Strom versorgen, wenn die Sonne nicht genug Energie liefert. Vehicle-to-Home (V2H) heisst die Technik, die zunehmend verfügbar wird. Link-Daten vom November 2022 zeigen, dass Elektroauto-Kennerinnen und Kenner ihr positiv entgegensehen.

Bidirektionales Laden, bei dem Strom nicht nur über die Wallbox ins Auto fliesst, sondern auch aus dem Auto zurück ins Hausnetz, ist bisher nur wenigen Schweizerinnen und Schweizern ein Begriff. Weniger als ein Viertel von ihnen sagt, ihnen sei das Konzept bekannt. Link hat für die vorliegenden Ergebnisse Schweizer Erwachsene zwischen 18 und 79 Jahren repräsentativ befragt, die einen Fahrausweis besitzen und ein (Verbrenner- oder Elektro-)Auto im Haushalt haben oder planen, in den nächsten zwölf Monaten eines anzuschaffen. Je besser sich die Menschen mit Elektromobilität auskennen, desto eher sind sie mit V2H oder bidirektionalem Laden vertraut. Mehr als die Hälfte derjenigen, die angeben sich gut mit E-Autos auszukennen, sind auch über V2H informiert (54%).

Bidirektionales Laden als Puzzlestück für die Energiewende
Insgesamt gilt es aber, die Bekanntheit des Konzepts deutlich zu steigern. Dass Menschen V2H kennen, ist zum einen für sie selbst vorteilhaft, denn nicht alle Elektroautos und nicht alle Wallboxen unterstützen bidirektionales Laden. Wer sich eine neue Photovoltaikanlage oder ein neues Elektroauto zulegt, sollte über die Technik informiert sein, um eine gute Kaufentscheidung treffen zu können. Darüber hinaus geht es nicht nur um einzelne Haushalte. Mittelfristig könnte nicht nur V2H, sondern auch V2G implementiert werden: Vehicle-to-Grid. Dabei fliesst Strom aus dem Auto ins öffentliche Stromnetz. Viele Auto-Akkus zusammengenommen könnten so etwa Lastspitzen abfedern und helfen das Netz zu stabilisieren. Es gibt also ein übergeordnetes Interesse daran, bidirektionales Laden zum Standard zu machen.

Auch deshalb wird die Thematik immer wieder in der Politik, von Nationalrat über Ständerat bis Bundesrat, diskutiert. Unklar ist beispielsweise noch, wie Elektroautos rechtlich und versicherungstechnisch behandelt werden sollen, wenn sie nicht mehr nur Fahrzeuge, sondern praktisch mobile Stromspeicher sind. Und wie wirken sich V2H und V2G auf die Garantie der Autobatterien aus, wenn diese mehr Ladezyklen durchlaufen als beim üblichen Gebrauch eines E-Fahrzeugs? Das allerdings halten die von uns Befragten Autofahrerinnen und Autofahrer für zweitrangig: Nur 24% zeigen sich besorgt, dass der Autoakku unter bidirektionalem Laden leidet. Noch weniger Menschen, 13%, äussern Sicherheitsbedenken – bemerkenswert für eine neue Technologie. 43% gefällt die Technik gut und 41% halten sie für zukunftsfähig. Mit 35% würde mehr als ein Drittel der Befragten die Technologie selbst gerne nutzen.

Höhere Zustimmung unter besser Informierten
Diese Zustimmungswerte bieten eine gute Grundlage sowohl für eine Steigerung der Bekanntheit von V2H/V2G als auch für die weitere Popularisierung der E-Mobilität. Bidirektionales Laden würde E-Autos für 33% der Befragten attraktiver machen. Unter Befragten, die sich schon gut mit Elektroautos auskennen, sind die Zustimmungswerte für die Technik nochmal höher – sie gewinnt also bei höherer Informiertheit an Popularität.

Mitentscheidend für den Erfolg von V2H oder V2G ist, dass die richtigen Personen von der Technik erfahren. Das sind einerseits die 6%, die ein vollelektrisches Auto haben, und die 34%, die eine Photovoltaikanlage besitzen oder planen, sich eine anzuschaffen. Ausserdem diejenigen, die sowohl ein Elektroauto als auch eine Photovoltaikanlage haben oder sich anschaffen wollen. In unserer Umfrage waren dies 3% der Befragten. Innerhalb dieser Gruppe ist bidirektionales Laden bisher nur 61% ein Begriff. Diese Werte zu steigern ist im Sinne der Politik, der Automobilindustrie und der Energiedienstleister – aber vor allem im Sinne aller, die Blackouts verhindern wollen und denen an einer stabilen Stromversorgung gelegen ist. 

Ausblick: Geoanalysen für detailliertere Aussagen
Gemeinsam mit dem Location-Intelligence- und GIS-Unternehmen Crosswind arbeitet Link aktuell an vertieften geografischen Analysen zu dieser Thematik. Dafür werden ausgewählte Umfrageergebnisse mit dem tatsächlichen Bestand von Solarpanels und E-Autos kombiniert, um das Potenzial der neuen Technologie anhand der drei Komponenten regional aufzuschlüsseln. Diese nicht nur für die Politik, sondern auch für die Energie- und die Automobilindustrie spannenden Ergebnisse werden durch uns zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.
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Kommentare


Daniel Gygi 14. Februar 2024 - 12:51
Leider ist noch völlig unbekannt wie die Einspeisevergütungen ausfallen werden. Sollten diese so schlecht sein wie bei gewissen Stromlieferanten für die Photovoltaik wird der Hype moderat sein. Immerhin bleibt dann noch der Vorteil Notstrom bei einem Blackout aus dem Auto zu beziehen, respektive die Autobatterie bei Niedertarif zu füllen und Strom von der Batterie bei Hochtarif zu beziehen.