«Der indirekte Effekt von Stau ist noch hässlicher»

AGVS-Podcast GaragenTalk

«Der indirekte Effekt von Stau ist noch hässlicher»

25. Oktober 2024 agvs-upsa.ch – Wird der Autobahnausbau am 24. November abgelehnt, gäbe es nur Verlierer, sagt ASTRA-Direktor Jürg Röthlisberger in der neuesten Folge des AGVS-Podcasts GaragenTalk. Zu ihnen würden vor allem die Einwohnenden in Dörfern und Agglomerationen zählen. Yves Schott

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ASTRA-Direktor Jürg Röthlisberger (r.) im Gespräch mit Yves Schott, AGVS Medien & Kommunikation. Foto: AGVS-Medien

Jürg Röthlisberger ist ein freundlicher, angenehmer Zeitgenosse. Und doch wirkt er an jenem Freitag, an dem wir den Chef des Bundesamts für Strassen (ASTRA) zwecks Aufzeichnung des AGVS-Podcasts GaragenTalk in seinem Büro in Ittigen bei Bern treffen, genervt. Der Grund sind die Argumente jener Kreise, die den Autobahnausbau am 24. November verhindern wollen.
 
 
 
Röthlisberger spricht von «paternalistisch-erzieherischen Denkansätzen, die insbesondere einer direkten Demokratie nicht würdig» seien. Zum Dauerbrenner-Argument von Rot-Grün, wonach mehr Strassen zu mehr Verkehr führen würden, sagt der ASTRA-Direktor: «Das ist grottenfalsch und die Umkehr der Wahrheit. Wir handeln von einem Bedürfnis her und haben in der Schweiz noch nie Strassen auf Vorrat gebaut.» Zudem entstehe kein einziger Meter an neuen Nationalstrassen. 
 
Der grösste Horror für einen LKW-Chauffeur
Mindestens genauso sehr ärgern Röthlisberger indes die Folgen, die die Blechkolonnen auf Schweizer Strassen – und es werden immer mehr, alleine im letzten Jahr wurden über 48'000 Staustunden registriert – mit sich bringen. «Der indirekte Effekt von Stau ist noch hässlicher», führt der diplomierte Bauingenieur im Gespräch mit den AGVS-Medien aus. Denn verstopfte Strassen generieren Ausweichverkehr, was dazu führt, dass Lastwagen plötzlich in Dörfern statt auf dem Autobahnnetz unterwegs sind. «Der grösste Horror für einen LKW-Chauffeur ist, in einer Kurve versehentlich ein Kind anzufahren.» Städte und Agglomerationen würden folglich stark von einem Ja zu den sechs STEP-Teilprojekten profitieren, obwohl gerade dort der Nein-Anteil deutlich höher ist als anderswo.
 
Auf den Umweltaspekt angesprochen, entgegnet Jürg Röthlisberger: «Das Gleichsetzen von Strasse und CO2, das sind tempi passati. Wir bauen für die Zukunft.» Was der ASTRA-Chef meint: Der Anteil elektrobetriebener Fahrzeuge auf Schweizer Strassen nimmt stetig zu – ein Ausbau der Autobahnen käme also auch den klimafreundlichen E-Autos zugute, die ja nicht weniger Platz benötigen.

«Das ist doch eine saugute Investition»
Auf die Kosten geht Röthlisberger ebenfalls ein: Das schweizerische Volksvermögen betrage rund 140 Milliarden Franken. Mit einer Investition von bloss drei Prozent (so gross ist der Anteil der Autobahnen am gesamten Strassennetz) lasse sich jetzt Verlässlichkeit zurückbringen. «Das ist doch eine saugute Investition, da wäre jeder Unternehmer dabei.» Alles in allem ist die Vorlage laut Röthlisberger «ein wesentlicher Mosaikstein zu einer nachhaltigen, sicheren und bezahlbaren Mobilität.» Lastwagen in Städten und Dörfern seien «ein Unding. Sie sind nicht nur schädlich, sondern auch extrem gefährlich.»
 
In der neuesten Folge unseres Podcasts erklärt Jürg Röthlisberger ausserdem, was Autobahnen mit Wohlstand zu tun haben, weshalb es bei einem Ja praktisch nur Gewinnerinnen und Gewinner gibt und warum die Abstimmung namentlich für das Autogewerbe so wichtig ist. Die neuste Folge von GaragenTalk ist ab sofort auf unserer Website und allen gängigen Audio-Streamingplattformen hörbar.


Hier sehen Sie das Making-of-Video zur Podcast-Aufzeichnung GaragenTalk. Video: AGVS-Medien
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