«Einen Aha-Effekt schaffen»

Der grosse Branchentreffpunkt

«Einen Aha-Effekt schaffen»

27. Oktober 2023 agvs-upsa.ch – Vom 8. bis 11. November 2023 findet mit Transport-CH, Carrosserie-CH und Aftermarket-CH der grosse Branchentreffpunkt statt. Für Swiss Automotive Aftermarket (SAA) ein wichtiger Event. Die AGVS-Medien sprechen mit SAA-Präsident Erhard Luginbühl über die Bedeutung der Messe, Veränderungen und wieso man in Bern dabei sein sollte. Jürg A. Stettler

artikel_luginbuehl_1.jpgFür Erhard Luginbühl, SAA-Präsident und CEO der Luginbühl Fahrzeugtechnik AG, sind Messen auch fürs Networking sehr wichtig. Foto: AGVS-Medien

Der Swiss Automotive Aftermarket (SAA) unterstützt seine aktuell 62 Mitglieder seit 1952, damit diese in der Garagenzulieferung dank kompetenten Fachgruppen stets am Puls der Zeit sind und dank umfangreichen Dienstleistungen optimale Lösungen für Garagistinnen und Garagisten bieten können. Ein wichtiges Schaufenster für die SAA-Mitglieder, ob Hersteller oder Importeur, ist alle zwei Jahre auch der Branchentreffpunkt in Bern, in dem auch die Aftermarket-CH integriert ist.

Erhard Luginbühl, welche sind die wichtigsten Anpassungen am Messekonzept, damit möglichst viele Garagistinnen und Garagisten vom 8. bis 11. November nach Bern kommen?
Erhard Luginbühl, SAA-Präsident:
Wir versuchen mehr Bewegung reinzubringen und den Nutzen für Besuchende zu erhöhen, um einen Aha-Effekt zu schaffen. Eine Aftermarket-Messe per se ist eine trockene Sache, da geht es um Technik und Lösungen. Technik und Lösungen können zwar begeistern, aber sie lassen sich schlicht nicht so einfach präsentieren. Eine Tanzshow hat es da einfacher, da schaut jeder hin. Darum bieten wir mit den Foren und dem Podium mit weiteren Fachvorträgen Messebesuchenden einen Mehrwert, wenn sie sich einfach reinsetzen und zuhören.

Liefern solche Fachvorträge wirklich Mehrwert?
Da bin ich wie viele auch recht kritisch: Hört man sich einen Vortrag zu LED-Licht, Partikelmessung oder Motorensteuerung an und nimmt dann wirklich Fachwissen für den Alltag mit oder lässt man sich dabei einfach berieseln? Aber an der Baumaschinenmesse in München war ich erstaunt, wie gut die kleinen Stand-up-Stände mit Fachinfos besucht waren – ein sehr gelungenes Format. An unseren Foren- und Podiumsthemen haben wir mit den Verbänden intensiv gearbeitet, zum einen am eMobility-Forum, aber zum anderen auch an unserem eigenen Podium, das Carrosserie Suisse und SAA zusammen aufgestellt haben. Da haben wir also sicherlich viel Neues zu bieten.

Reicht das schon für mehr Besuchernutzen?
Allein natürlich nicht. Daher haben wir zudem beim Briefing den Ausstellenden deutlich zu machen versucht, dass sie unbedingt etwas Neues, Innovatives zeigen sollten. Das muss das Ziel von Messen wie ­Aftermarket-CH, Carrosserie-CH und Transport-CH sein. Es darf nicht einfach eine Warenausstellung werden. Es muss technische Keypoints geben, damit Besucherinnen und Besucher erkennen, was neu ist. Während der Messe selbst wird durch TV-Beiträge, tagesaktuelle Hinweise im Web und natürlich auch durch Hersteller und Aussteller darauf aufmerksam gemacht.

artikel_luginbuehl_2.jpgDrei Messen, ein Treffpunkt: Vom 8. bis 11. November 2023 trifft man sich für Transport-CH, Carrosserie-CH und Aftermarket-CH wieder in Bern. Foto: Transport-CH

Wie wichtig ist das Networking in Bern?
Sehr wichtig! Ein bedeutender Punkt an der Messe ist dabei der Aussteller-Apéro. Das Networking ist enorm wichtig, egal, ob man an der Aftermarket-CH, Carrosserie-CH oder Transport-CH teilnimmt. Zudem sind wir alle untereinander verbunden mit Lieferanten und Herstellern. Das Networking innerhalb der Branche hat sich stetig verbessert und wird sehr positiv wahrgenommen. Jeder Gedankenaustausch ist wertvoll, denn als Unternehmer steht man meist etwas allein da. Zwar will am Ende jeder seinen Lift oder sein Werkzeug verkaufen, aber das ganze Gewerbe hält auch zusammen. Dazu gehört auch das Spannungsfeld Ausbildung, in dem der AGVS übrigens einen absoluten Topjob macht.

Wie stark ist der Aftermarket denn vom Fachkräftemangel betroffen?
Das Spannungsfeld Ausbildung und den Fachkräftemangel können wir nur zusammen meistern. Gut, wir könnten im Aftermarket sagen: Wir haben ja viele Automobil-Mechatroniker, die am Schluss bei uns arbeiten. Nur: Hier haben wir alle eine gemeinsame Aufgabe und müssen im Kampf gegen den Fachkräftemangel unsere Branche besser vermarkten – sie wäre grundsätzlich attraktiv. Viele Branchen sind heute matura- oder hochschulgeflutet, da müssen wir uns neue Wege überlegen.

Daher wohl auch der Next-Generation-Day am 9. November an der Messe?
Genau. Hier ist auch jeder Aussteller gefordert, die Jungen zu begeistern und nach Bern zu locken. Als Bub bin ich einst selbst mit meinem Vater an den Lastwagen-Salon, und das war schlicht das Grösste für mich. Dort haben auch die Begeisterung und meine Faszination für diese Branche angefangen. Ich war Lastwagen-Mech, dann wurde ich Autoingenieur und bin der Branche immer treu geblieben.

artikel_luginbuehl_3.jpgErhard Luginbühl ist es wichtig, dass eine Messe auch einen Aha-Effekt bietet. Foto: Transport-CH

Nur ein Messebesuch dürfte heute nicht reichen, um Jugendliche für die Branche zu begeistern.
Ich bin auch im Berufsschulvorstand in Lenzburg AG, und dort müssen wir uns immer überlegen: Wo und wie holen wir die Lehrerinnen und Lehrer ab? Denn dort fängt es an. Wie gelingt es mir, die Lehrpersonen zu begeistern, so dass über sie Schülerinnen und Schülern bewusst wird, dass ein Handwerk ein spannender und zukunftsträchtiger Weg ist? Um die Next Generation hier abzuholen, müssen wir alle noch cleverer werden. Klar kann ich sie mit Tiktok oder Instagram-Posts für die Branche interessieren, aber wirklich abholen kann ich sie letztlich nur in einem Gespräch. Nur dann erfahre ich, wo Ängste und Unsicherheiten liegen – bei den Jugendlichen wie auch bei den Eltern.

Was bieten Sie Jugendlichen und Eltern in Bern konkret?
Carrosserie Suisse, der SAA und die Messe selbst organisieren am Mobility-Forum, aber auch auf dem Podium Fachvorträge zum Thema. Beispielsweise «Young Talents: Lernende gewinnen, Zukunft sichern». Oder mit einer Psychologin, die Tipps für den Lernerfolg gibt. Es gibt auch für Lernende oder technisch Interessierte einiges, etwa einen Beitrag zum automatisierten Fahren oder einen zur Cyberbedrohung. Themen, von denen wir gehört, die wir aber noch nicht ganz auf dem Radar haben.

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Foto: Transport-CH

Freuen Sie sich, dass die Halle 7 in Bern ein Comeback feiert?
Es gibt in Bern tatsächlich von der Nummerierung her wieder eine Halle 7. Ich persönlich halte es aber für einen alten Zopf. Die Halle 7 ist nun mal Geschichte. Wir haben nun die Aftermarket-CH und die ­Carrosserie-CH zusammen mit der Transport-CH in Bern. Mittelfristig wird es wohl ein gemeinsames neues Branding für alle drei Branchenanlässe geben, denn dieser gemeinsame Auftritt entspricht auch der Realität: Sie kriegen keinen Lastwagen auf die Strasse, wenn sie nicht eine Anhängerkupplung, eine Sattelplatte oder einen Aufbau haben. Die Vernetzung in der Branche hat zugenommen – der Austausch und das gemeinsame Learning sind entscheidender geworden. Aktuell ist die Messe noch etwas themensortiert. Ich persönlich würde alles mischen, da dies die Erlebniswelt und den Aha-Effekt einer Messe nur vergrössert. Schliesslich gehe ich an eine Messe, um etwas zu entdecken, was ich zuvor noch nicht kannte.

Sie sind nicht nur SAA-Präsident, sondern auch CEO der Luginbühl ­Fahrzeug­technik AG. Was zeigen Sie
selbst Innovatives in Bern?

Wir werden beispielsweise eine Schutzbelüftung präsentieren. Lastwagen sind teilweise auf sehr staubigen Bauplätzen oder auch Kompostieranlagen unterwegs, wo es neben Ammoniakverbindungen auch diverse Bakterien, etc. gibt. Bei der Schutzbelüftung für die Kabinen wird die Luft nochmals mit einer hochaktiven Aktivkohle gefiltert, so etwas kann man fast nur an einer Messe zeigen. Spreche ich sonst mit Kunden, dann höre ich tendenziell, das machen wir bereits seit 30 Jahren, das braucht unser Chauffeur doch nicht. An der Messe kann ich die Vorteile besser aufzeigen. Da kann man reinsitzen und merkt selbst, dass es eine ganz clevere Sache ist und erst noch etwas für die Gesundheit und die Sicherheit der Mitarbeitenden bringt. Wenn es mir gelingt, die Kunden an der Messe hier abzuholen, dann bin ich schon einen Schritt weiter. Wenn ein Aussteller es versteht, seine Produkte an der Messe gut darzustellen, dann verkauft er sie auch.

Weitere Infos unter:
aftermarket-ch.com
saa.swiss

 
Vier Tage und vier Mottos
Die Ausstellenden haben 2023 für die drei Leitmessen Aftermarket-CH, Carrosserie-CH und Transport-CH mehr Flächen reserviert als bei den beiden letzten Austragungen. Insgesamt werden vom 8. November bis 11. November in Bern über 800 Marken präsent sein – so viele wie nie zuvor. Zudem wurde das Angebot an Fachveranstaltungen ausgebaut. Die von den Branchenverbänden AGVS, Astag, Auto-Schweiz, Carrosserie Suisse, Les Routiers Suisses, Swiss Automotive Aftermarket und VFFS als Patronatspartner getragenen Fachmessen werden dieses Jahr mit Thementagen arbeiten. «Am Mittwoch legen wir den Fokus auf die Elektromobilität sowie andere alternative Antriebsarten und zeigen dabei, dass es dazu mehr als einfach eine Steckdose braucht», erläutert OK-Präsident Dominique Kolly mit Blick auf das während der drei Leitmessen stattfindenden eMobility-Forum im Kongresszentrum. Passend zum nationalen Zukunftstag am 9. November geht es am Donnerstag unter dem Motto «Next Generation Day» unter anderem darum, welche Wünsche Jugendliche heute an Ausbildungsbetriebe haben und wie sich ihr Mobilitätsverhalten verändert. Der Freitag ist dann der eigentliche Branchentag. Und der Samstag ist als Publikums-Tag als «Tag der Begegnungen» für die breite Öffentlichkeit reserviert. «Für Attraktionen ist an allen Tagen gesorgt», so Dominique Kolly. «Ich denke da etwa an die Live-Restaurierung eines Oldtimers während der Messe in der Halle 7 oder auch die Möglichkeit, dank VR-Brillen sich einmal selbst als Autolackierer zu versuchen.» Alles weitere Gründe neben den ganzen Neuheiten, um vom 8. November bis 11. November zur Aftermarket-CH, Carrosserie-CH und Transport-CH nach Bern zu fahren. Detaillierte Informationen zur Messe und den Fachveranstaltungen findet man im Internet.

Weitere Infos unter:
transport-ch.com
mobility-forum.com
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